Sozialkompetenz als wesentlicher Baustein erfolgreichen Trainerhandelns im Nachwuchs- und Spitzensport

Analyse der Trainer-Athlet(en)-Kommunikation in den Individualsportarten Leichtathletik, Turnen, Judo und Tennis

Projektleitung

Prof. Dr. Klaus Cachay (Universität Bielefeld)
Prof. Dr. Carmen Borggrefe (Universität Stuttgart)

Wissenschaftliche Mitarbeiter

Claudius King (Universität Bielefeld)
Uwe Blank (Universität Stuttgart)

Auftraggeber/Finanzierung

Bundesinstitut für Sportwissenschaft

Laufzeit

2013-2015 

Die zentrale Aufgabe von Trainern im Spitzensport besteht darin, ihre Athleten zu sportlichen Höchstleistungen zu bringen. Im hochkomplexen Feld des Spitzensports mit seinen zahlreichen Umweltansprüchen geht es für einen Trainer also immer darum, im Training wie im Wettkampf so Einfluss auf die Athleten und deren Verhalten zu nehmen, dass diese möglichst als Sieger aus Wettkämpfen hervorgehen. Doch wie kann dies gelingen? Wie können Trainer die Leistungen ihrer Athleten bestmöglich befördern?

Zweifellos ist an dieser Stelle zunächst die fachliche Kompetenz hervorzuheben: Trainer sollten unbedingt Experten sein für die jeweilige Sportart, die sie vertreten. Sie sollten sich auskennen mit den Grundlagen und Prinzipien eines sportartspezifischen Technik-, Taktik- und Konditionstrainings. Sie sollten über ein umfangreiches Wissen verfügen im Bereich der Biomechanik, der Leistungsdiagnostik, der Trainingssteuerung, des mentalen Trainings usw., und sie sollten dieses Wissen im Sinne der Leistungsentwicklung ihrer Athleten anwenden können. Erfolgreiches Trainerhandeln setzt demnach also exzellentes fachliches Wissen und Können voraus. Allerdings: Ein solches Wissen nützt Trainern letztlich immer nur dann, wenn es ihnen auch gelingt, dieses den Athleten zu vermitteln. Auf den Punkt gebracht: Um die Leistung von Athleten bestmöglich zu steigern, müssen Trainer es schaffen, deren Verhalten in Training und Wettkampf nach Maßgabe ihres Fachwissens zu steuern. Gefragt sind demnach also auch immer zusätzliche Qualifikationen, die gemeinhin unter dem Begriff der Sozialkompetenz zusammengefasst werden. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?

In erster Linie geht es hier um kommunikative Fähigkeiten, denn sämtliches Bemühen, die Leistungsentwicklung von Athleten in optimaler Weise zu steuern, ist immer darauf angewiesen, dass die Steuerungsversuche die jeweiligen Athleten auch erreichen, dass Trainer Zugang zu diesen finden und ihr Wissen anbringen können. Und genau dies kann schlussendlich immer nur mittels Kommunikation gelingen. Kommunikation ist gewissermaßen das Nadelöhr, durch das alle Maßnahmen der trainerischen Einflussnahme hindurch müssen, und deshalb reicht es eben nicht aus, wenn Trainer nur über hohe Fachkompetenzen verfügen, sie müssen vielmehr auch Experten in Sachen Kommunikation sein.

Was zeichnet nun aber eine effektive Trainer-Athlet(en)-Kommunikation aus?

Das Projekt will Antworten auf diese Frage geben, indem es auf der Basis eines soziologischen Modells der Trainer-Athlet(en)-Kommunikation kommunikative Anforderungen an Trainer identifiziert und empirisch analysiert, mit welchen Strategien Trainer diesen Anforderungen begegnen. Methodisch basiert das Projekt auf einem qualitativen Forschungsdesign, das in spezifischer Weise Video- und Audioanalysen kommunikativer Praktiken mit leitfadengestützten Interviews verknüpft. Durch das Einspielen aufgezeichneter Trainings- und Wettkampfkommunikationen in Trainer- und Athleteninterviews wird es möglich, kommunikative Anforderungen, Probleme und Strategien anhand realer Situationen zu reflektieren und dabei Trainer- und Athletenperspektive zu vergleichen. Die gewonnen Erkenntnisse sollen genutzt werden, um Lehrmodule für die Traineraus- und -fortbildung zu entwickeln.

Das soziologische Modell der Trainer-Athlet(en)-Kommunikation wurde bereits in früheren Forschungen zur „Sozialkompetenz von Trainerinnen und Trainern im Spitzensport“ (Borggrefe, Cachay & Thiel, 2006), zur „Kommunikation im Spitzensport“ (Borggrefe, 2008) sowie zu „Kommunikativen Kompetenzen von Trainern im Leistungssport“ (Borggrefe & Cachay, 2013) entwickelt. Während das letztgenannte Projekt dabei die spezifischen Strukturbedingungen der Trainer-Athlet(en)-Kommunikation in Sportspielmannschaften fokussierte, geht es im Rahmen des vorliegenden Forschungsprojektes darum, die Trainer-Athlet(en)-Kommunikation in den Individualsportarten Leichtathletik, Turnen, Judo und Tennis zu untersuchen.

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