Weltmeister werden mit euch! Aber wie?

Eine Studie zum Problem der Unterrepräsentanz von Migrantinnen und Migranten im Handball.

Projektleitung

Prof. Dr. Carmen Borggrefe (Universität Stuttgart)
Prof. Dr. Klaus Cachay (Universität Bielefeld)

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen

Linda Hohmann (Universität Bielefeld)
Gabrina Mätzke (Universität Stuttgart)

Auftraggeber/Finanzierung

Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BiSP)

Immer noch zeugen Studien zur Partizipation von Migrantinnen und Migranten am bundesdeutschen Vereinssport von einer generellen Unterrepräsentanz. Zugleich aber belegt ein differenzierterer Blick auf die Gruppe „der“ Migranten ganz erhebliche Unterschiede, die sich zum einen dem Merkmal „Geschlecht“ verdanken – Jungen mit Migrationshintergrund sind in Sportvereinen deutlich häufiger vertreten als Mädchen –, sich zum anderen aber auch auf das jeweilige Sportartenangebot der Vereine zurückführen lassen. So finden sich nämlich Migranten – und auch Migrantinnen – vor allem in solchen Vereinen, in denen Fußball bzw. Kampfsportarten angeboten werden. Diesen Sportarten, die eine vergleichsweise hohe Migrantenquote aufweisen, stehen zugleich eine Vielzahl anderer gegenüber, in denen kaum Menschen mit Migrationshintergrund anzutreffen sind. Gehören hierzu beispielsweise medial eher wenig präsente Sportspiele wie Volleyball oder Hockey, findet sich in dieser Liste bemerkenswerterweise auch die nach Fußball unbestrittene „Nummer 2“ der deutschen Mannschaftssportarten: der Handball.

Problematisch ist die Unterrepräsentanz von Spielerinnen und Spielern mit Migrationshintergrund für den deutschen Handballsport in zweierlei Hinsicht. So erwächst dem Deutschen Handballbund und seinen Landesverbänden daraus einerseits ein sportpolitisches Problem, denn angesichts virulenter integrationspolitischer Debatten entspricht eine eindeutige monoethnische Mitgliederstruktur eben kaum dem seitens der Sportverbände gern beschworenen und seitens der Politik auch materiell unterstützten Ideal des „integrativen“ und „Grenzen überwindenden Sports“. Andererseits aber droht dem Handball angesichts der demographischen Entwicklung, die immer noch eine deutliche Kulturgebundenheit der Geburtenziffern erkennen lässt, mittel- und langfristig ein massiver Rückgang der Mitgliederzahlen und damit auch der Zahl der Wettkampfmannschaften; dies ein Problem, das sich im Übrigen in dem Maße verschärft, in dem es den Fußball- und Kampfsportvereinen weiterhin gelingt, aus dem Pool der Sporttalente mit Migrationshintergrund einen immer noch steigenden Anteil abzuschöpfen. Denn dies bedeutet ja im Umkehrschluss: Für die anderen Sportarten verringert sich das ohnehin kleine Reservoir nochmals aufgrund des gleichbleibenden bzw. steigenden Anteils des Fußballs.

Vor dem Hintergrund der geschilderten Problematik verfolgt das Forschungsprojekt zwei übergeordnete Ziele. Erstens geht es auf einer analytischen Ebene darum, im Kontext theoretischer Überlegungen all jene Mechanismen zu identifizieren, die zur sozialen Schließung der Sportart Handball gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund beitragen. Die leitende Fragestellung lautet demnach:

Welche Exklusionsmechanismen bedingen die Unter- bzw. Nichtrepräsentanz von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Handballsport?

Auf konzeptioneller Ebene liegt eine zweite Zielstellung der Studie im Transfer und in der Verwertung der theoretischen und empirischen Forschungsergebnisse, indem praktisch umsetzbare Vorschläge zur Förderung der Inklusion in den deutschen Handballsport entwickelt werden. Hier geht es also darum, konkrete Strategien für die deutschen Handballvereine und -verbände abzuleiten, um Migrantinnen und Migranten für die eigene Sportart zu gewinnen. Zu fragen ist demnach:

Was können Handballvereine und -verbände tun, um die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Handballsport zu fördern?

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