Analyse der Absprungtechnik und Optimierung der Sprungkraftdiagnostik im Eiskunstlauf

Problemstellung

Stabile Sprungelemente mit maximaler Rotationsanzahl sind eine zentrale Komponente in der Wettkampfergebnisstruktur des Einzellaufs in der Sportart Eiskunstlauf. Der im Sprungelement erreichte Rotationswinkel ist abhängig von Vertikal- und Drehimpuls im Moment des Abfluges und dem Trägheitsmomentverlauf über die Flugzeit. Der Vertikalimpuls ist dabei von besonderer Bedeutung. Die Konstruktvalidität der praktizierten Standardsprungkrafttests zur Erfassung der sportartspezifischen Sprungleistung zum Zwecke der optimalen Trainingssteuerung erscheint bereits bei Betrachtung der realisierten Bewegungen zweifelhaft. Darüber hinaus liegen bislang keine Erkanntnisse über neuromuskuläre Aktivierungsmuster zu den sechs Sprungtechniken im Eiskunstlauf vor. Es wird angenommen, dass die Muskulatur des Sprungbeines bei Sprüngen aus der Gruppe der Einstichsprünge im schnellen Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus arbeitet. Diese Annahme basiert auf Erkenntnissen kinematischer Untersuchungen, eine direkte Evidenz aus neuromuskulären Daten besteht bislang mangels vorliegender Untersuchungen nicht.

Untersuchungsdesign

Eine heterogene Gruppe 13 hochtrainierter Eiskunstläufer nahm freiwillig an der Unter­suchung teil. In einem Querschnittsdesign wurde die Sprungleistung bei Standard-sprungkrafttests und bei allen Sprungtechniken auf dem Eis untersucht. Sprungleistung wurde mit Kraftmessplatte bzw. 1D-Beschleunigungssensoren bei den Sprüngen auf dem Eis gemessen und in Flug- und Kontaktzeiten operationalisiert. Gleichzeitig wurde bei allen Sprüngen die neuromuskuläre Aktivität von 7 Muskeln (rectus femoris, vastus medialis, biceps femoris, gastrocnemius lateralis, gastrocnemius medialis, soleus, peroneus longus) je Bein mittels EMG-Messung erfasst. Die Sprungleistungsparameter aus Standardsprungkrafttests und den sechs Sprungtechniken auf dem Eis wurden analysiert. Neuromuskuläre Aktivierungsmuster aller Sprungtechniken auf dem Eis wurden mit Bezug auf die maximale willkürliche, konzentrische Aktivierung erstellt.

Messaufbau Analysesystem
Es werden die Befestigung der Messsensoren an Beinen und Schlittschuhen gezeigt. Zudem ist der Eiskunstläufer bei einem Sprung zu sehen.

Erkenntnisse

Ein Zusammenhang der Sprungleistung im Standardsprungkrafttest und der spezifischen Sprungleistung im Eiskunstlauf war nicht nachweisbar. Dies erhärtet die Zweifel an der Validität dieses Tests für die Sportart Eiskunstlauf. Erstmals konnten neuromuskuläre Aktivierungsmuster bei Sprungtechniken auf dem Eis gemessen werden. Die Ergebnisse bestätigen die Annahme eines schnellen DVZ bei Einstichsprüngen, darüber hinaus weisen Aktivierungshöhen über dem Niveau der maximalen willkürlichen, konzentrischen Aktivierung ebenfalls bei Kantensprüngen auf Reflexaktivität hin. Es konnte eine neue Methode zur Erfassung der spezifischen Sprungleistung im Eiskunstlauf unter Verwendung von 1D-Beschleunigungssensoren entwickelt und validiert werden. Diese ermöglicht es die Sprungleistung bei den verschiedenen Sprungtechniken im Eiskunstlauf direkt zu messen.

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Projekt IIA1-070705/12

Förderzeitraum: 01.01.2012 – 31.12.2012

Dipl.-Ing. Dipl.-Sportwiss. K. Schäfer
Prof. Dr. W.Alt

in Kooperation mit:

Ein Logo der deutschen Einkunstlauf union e.v.
Logo: Institut für angewandte Trainingswissenschaft
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